Gründungsgeschichte der Vereinten Nationen

In diesem Beitrag stellt Jonathan Hörtkorn folgenden Text vor:

Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. (2005): Gründungsgeschichte der Vereinten Nationen; UN Basis Informationen, online unter http://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2009/1043/pdf/BI_UN_Gruendung.pdf.

Der Text stammt aus dem Jahr 2005 und wurde von Dr. Hermann Weber verfasst und listet verschiedene Prozesse und Ereignisse auf, die maßgeblich zur Gründung der Vereinten Nationen beigetragen haben. Hintergrund des Erscheinens war das sechzigjährige Bestehen der Vereinten Nationen.

Wenn über die Entstehungsgeschichte der Vereinten Nationen geredet wird, ist es nahezu unmöglich, zwei Begrifflichkeiten nicht zu nennen. Das ist zum einen der Völkerbund und zum anderen sind das die Weltkriege. Auch wenn dieser Artikel nicht im Detail auf den Völkerbund eingeht, wird dieser zu Beginn erklärt und zusätzlich erläutert, welchen Einfluss er auf die Entstehung der Vereinten Nationen hatte. Außerdem wird dargestellt, was diese zwei Organisationen, welche beide mit dem gleichen Ziel gegründet wurden, unterscheidet. Auch der Einfluss, den die beiden Weltkriege auf die Gründung der Vereinten Nationen hatte, wird in dem Artikel deutlich.

Besonders interessant dargestellt ist der Prozess des Zueinanderfindens zwischen anfangs einzelnen Staatschefs, welcher letztendlich in einer internationalen Staatenorganisation mündete. Es wird beschrieben, welche Intentionen und Interessen, besonders bezogen auf die zwei Hauptakteure des Entwicklungsprozesses, USA und Großbritannien, anfangs verfolgt wurden und auf was die einzelnen Nationen im Endeffekt doch verzichten mussten.

So wird von Franklin Roosevelts ersten Vorstellungen einer internationalen Organisation berichtet, die von den Vereinigten Staaten und Großbritannien hätte angeführt werden sollen. Diese zwei Mächte sollten in der Organisation die Rolle der „Weltpolizisten“ einnehmen. Zwar setzte sich Roosevelts Vorstellung nicht genau so durch, jedoch kann deutlich die Bevorzugung dieser zwei Mächte gesehen werden. Hier ist beispielsweise zu nennen, dass beide Nationen immer noch zu den „Permanent 5“ gehören und somit im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen über ein Veto-Recht verfügen.

Besonders interessant wird in diesem Artikel die alles entscheidende Rolle Amerikas vor und während der Gründungsphase der Vereinten Nationen dargestellt. Dabei geht der Artikel nicht nur auf den Vorteil in Bezug auf Ressourcen ein, welchen Amerika unter anderem zur Beendigung des Weltkriegs nutzte. Es wird auch eindeutig auf die Rolle als Vermittler und Initiator hingewiesen. So ist oft zu lesen, dass Amerika unter der Führung Roosevelts andere Nationen aufforderte und animierte, Teil eines neuen Staatenbundes zu werden.

Als einen entscheidenden Faktor für den Erfolg dieses Vorhabens ist Roosevelts Offenheit gegenüber allen Nationen zu nennen. Aus heutiger Sicht und nach den weiteren politischen Entwicklungen ist es umso beeindruckender, dass der amerikanische Präsident den britischen, russischen und chinesischen Staatschef zur Bildung einer internationalen Organisation einlud. Auch unter Berücksichtigung der damals herrschenden Umstände ist dies sehr beeindruckend und einer, wenn nicht der entscheidende Faktor für die gelungene Gründung der Vereinten Nation.

Des Weiteren verdeutlicht der Text, dass zur Gruppe der Gründungsstaaten fünfzig Staaten zählen. Allerdings sind dies nur die Staaten, welche den Entwurf zur Gründung der Vereinten Nationen am 26.06.1945 unterzeichneten. Zwar gehen dieser Unterzeichnung ungefähr drei Monate voraus, in denen die Staaten gemeinsam die Punkte der UN-Charta beschlossen. Zu beachten ist jedoch, dass diesen Monaten schon ein langer Prozess der Weltmächte (China, USA, UdSSR und Großbritannien) zugrunde liegt, in dem diese bereits wichtige Punkte untereinander geklärt haben. Hierbei musste jeder Staat Kompromisse eingehen. Inwieweit die anderen Gründungsstaaten die Möglichkeit hatten, ihre Vorstellungen und Ideen einzubringen, und diese von den Supermächten realisiert wurden, kann nach Lesen des Artikels durchaus in Frage gestellt werden. Fakt ist jedoch, dass nicht nur die fünfzig Gründungsstaaten mittlerweile Teil der Vereinten Nationen sind, sondern über einhundert weitere im Laufe der Zeit folgten.

Der Artikel ist äußerst empfehlenswert, da er einen kurzen und doch fundierten Überblick über die Entstehungsgeschichte der Vereinten Nationen gibt. Er listet dabei Kernmomente, Konferenzen und andere Ereignisse auf, die essenziell zur Entstehung der Vereinten Nationen beigetragen haben. Dabei überzeugt dieser Artikel mit einer für den Leser angenehmen Sprache und wirkt trotz zeitweisem Detailreichtum sehr gut strukturiert und übersichtlich.

Des Weiteren ist positiv anzumerken, dass er neutral geschrieben ist. Die Vereinten Nationen werden nicht als eine durch und durch makellose Staatenorganisation dargestellt. Es werden auch Kritikpunkte genannt, wie zum Beispiel die immer lauter werdende Forderung nach Reformen. Als besonders geeignet erscheint dieser Artikel, um das Wissen zur Geschichte der Vereinten Nationen aufzubessern oder Vergessenes erneut in das Bewusstsein des Lesers zu rufen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

UN-Friedenssicherung - das Beispiel Zypern

Aufgaben der Vereinten Nationen: Menschenrechte (I)

Kinderrechte unterrichten mit Astrid Lindgren