MDG der Vereinten Nationen

In diesem Beitrag stellt Louis Karl folgenden Text vor:

Bauer, Friederike (2006): Die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen; in: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V.: UN Basis Informationen Nr. 33, online unter: http://edoc.vifapol.de/opus/volltexte/2009/694/pdf/BI_Millenniumsziele_V33.pdf.

Der Text beschreibt die Entstehungsgeschichte, Entwicklung und Rolle der im Jahr 2000 vereinbarten Millenniums-Entwicklungsziele. Hierbei geht Bauer auf die Ziele im Einzelnen, die Finanzierung und die Bedeutung für die Entwicklungspolitik ein und zieht fünf Jahre nach Vereinbarung Bilanz.

Bauer konstatiert zunächst, dass jeder sechste Erdbewohner in extremer Armut, Hungernot oder ohne Menschenrechte am Rand der Gesellschaft leben muss. Diese Tatsache widerspricht allen Ansprüchen von Menschenwürde und Menschenrechten, weshalb es ein Kernanliegen der Vereinten Nationen ist, betroffene Menschen aus der Not zu befreien und bessere Lebensverhältnisse zu ermöglichen.

Trotz einer Vielzahl von Sonderorganisationen und Spezialorganen, wie das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), das Welternährungsprogramm (WFP), das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNPFA), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und vielen mehr, ist es den Vereinten Nationen nicht gelungen die sich bis 1995 immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich auch nur annähernd zu schließen.

Der damalige UN-Generalsekretär sieht die Jahrtausendwende als Anlass, um einige Entwicklungsziele mit konkreten Indikatoren und Zieldaten vorzuschlagen, deren Erreichung die globalen Missstände beenden oder zumindest stark einschränken würde. Aufgrund des Zeitpunkts wurden diese Ziele „Millenniums-Entwicklungsziele“ (Millennium Development Goals, MDG) genannt.

Das erste Ziel auf Annans Liste lautet „Extreme Armut und Hunger bekämpfen“. Konkret soll die Anzahl der Menschen, die täglich mit weniger als einem Dollar auskommen müssen bis 2015 halbiert werden. Das zweite Ziel „Grundschulbildung für alle“ ist vor allem für Entwicklungsländer eine zentrale Herausforderung, da 97 Prozent der Kinder ohne Grundschulbildung dort leben. Bis 2015 sollen möglichst alle Mädchen und Jungen das Privileg genießen dürfen, eine Grundschulbildung zu absolvieren, um damit den Grundstein für ein Entkommen aus der Armut legen zu können.

Das dritte Ziel konzentriert sich auf die Gleichstellung von Männern und Frauen und soll durch die Beseitigung des Geschlechtergefälles in Grund- und Sekundarschulbildung bis 2005 und auf allen Bildungsebenen bis spätestens 2015 erreicht werden. Die Minderung der Kindersterblichkeit bildet das vierte Ziel und soll durch bessere Basis-Gesundheitsdienste und flächendeckende Impfkampagnen gegen Krankheiten wie Polio, Diphterie und Tuberkulose erreicht werden.

Das fünfte Ziel fokussiert eine Verbesserung der Gesundheit von Müttern und Senkung der Müttersterblichkeit bei Geburten, die durch eine zugänglichere und bezahlbare medizinische Grundversorgung verwirklicht werden soll. Das sechste Ziel beinhaltet die Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen Infektionskrankheiten. Diese sollen durch bessere Aufklärung, leichterem Zugang zu Verhütungsmitteln und verstärkte Betreuung von Betroffenen bis 2015 stark eingeschränkt werden.

Das vorletzte Ziel auf Annans Liste widmet sich der Verbesserung des Umweltschutzes. Hierbei soll der Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung in Politik und Staatenprogramme eingeführt werden, um den Verlust von Umweltressourcen umzukehren. Weiterhin sollen bis 2015 mehr als 500 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen erhalten.

Das achte und letzte Ziel beschreibt den Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft. Dieses Ziel gilt als das umfassendste, da es finanzielle, organisatorische und institutionelle Grundlagen schaffen soll. Diese Grundlagen beinhalten ein berechenbares Handels- und Finanzsystem, weitere Schuldenerleichterung, gute Regierungsführung und Armutsbekämpfungsstrategien in den Staaten. Die Millenniums-Entwicklungsziele entwickeln sich zum Leitfaden für alle betroffenen UN-Organisationen und bilden den Rahmen für internationale Entwicklungspolitik.

Fünf Jahre nach dem Millenniums-Gipfel sind die Meinungen zu den vorläufigen Ergebnissen gespalten. Es gibt große Unterschiede innerhalb einzelner Länder, die entweder sehr weit oder kaum fortgeschritten sind. Die meisten Ländern werden sehr wahrscheinlich einige der Ziele bis 2015 erreichen. Jedoch spitzt sich die Lage in bestimmten Gebieten, wie südlich in Zentralafrika, zu. HIV/AIDS, sinkende Nahrungsmittelproduktion pro Kopf, verschlechterte Wohnbedingungen und zunehmende Umweltzerstörung spiegeln dort die Realität wider.

Nordafrika, Süd- und Südostasien sowie Lateinamerika sind vor allem im Kampf gegen Hungernöte auf einem guten Weg, werden jedoch nicht alle Ziele bis 2015 erreichen. Weltweit ist das Ausmaß der Unterernährung weiterhin hoch, die Grundschulbildung verzeichnet zwar Fortschritte, ist aber nach wie vor erschreckend schlecht.

Die Gleichstellung von Mann und Frau bleibt selbst in Nicht-Entwicklungsländern ein unerfülltes Ziel. Die Kindersterblichkeit ist generell zurückgegangen, jedoch bleibt die Müttersterblichkeit in jeder Weltregion unverändert hoch. Der Bevölkerungsanteil mit Zugang zu sauberem Trinkwasser kann einen deutlichen Zuwachs verzeichnen. Es mangelt der öffentlichen Entwicklungshilfe an Geld, sodass zahlreiche Länder des globalen Südens die Ziele bei gleichbleibender Geschwindigkeit massiv verfehlen werden.

Bauer bezeichnet den Zwischenstand 2005 nicht als Anlass zu überzogenem Optimismus, führt jedoch den Ökonomieprofessor und Sonderberater des Generalsekretärs, Jeffrey Sachs, an. Laut Sachs sei es immer noch möglich, die extreme Armut bis 2015 zu halbieren, da die nötigen Voraussetzungen dafür in der Weltgemeinschaft vorhanden sind. Kofi Annan ruft die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen dazu auf, mit den bisherigen Vorgehensweisen zu brechen und endlich ihren Willenserklärungen Taten folgen zu lassen.

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