Kompass Übung 38: Stellung beziehen

Die Übung „Stellung beziehen“ ist eine vergleichsweise kurze Übung (50 Minuten geplant), dafür aber eine sehr diskursorientierte Übung, die dadurch für verschiedene Altersgruppen mit beliebigen Gruppengrößen durchgeführt werden kann. Die Übung bezieht sich hauptsächlich auf die Themen Menschenrechte, politische Partizipation und Armut, wobei bei den Menschenrechten vor allem der Unterschied zwischen bürgerlichen/politischen und wirtschaftlichen Rechten im Fokus liegt.

Als Vorbereitung, quasi um Stellung beziehen zu können, muss die Gruppe erst einmal das nötige Wissen haben, weshalb die Übung mit einer Einführung beginnt, in der die Unterschiede zwischen bürgerlich/politischen Rechten und sozialen/wirtschaftlichen Rechten aufgezeigt werden sollen, danach schlägt die Übung vor, in einem 5-minütigen Brainstorming Rechte unter den beiden Kategorien zu sammeln. Dies dient einerseits dazu, eine Übersicht zu schaffen, andererseits dient es aber auch zur Festigung bzw. Kontrolle, ob die Gruppe den Unterschied verstanden hat.

Danach kommt es zu einer etwas aktiveren Aufgabe. Für die nächste Übung sollten zwei Plakate oder ähnliche Medien vorliegen, auf denen groß und gut sichtbar „Ich stimme zu“ und „Ich stimme nicht zu“ geschrieben steht. Diese werden dann idealerweise an zwei gegenüberliegenden Enden des Raumes befestigt und dienen als Orientierung für die Standpunkte der Teilnehmer. Nun werden nacheinander verschiedene Aussagen vorgelesen, und die Teilnehmer sollen sich dazu auf der imaginären Standpunkt-Linie positionieren. Dafür kann gerne auch ein wenig untereinander diskutiert werden, eine Variation wäre hierbei aber, jegliche Gespräche zu „verbieten“, um den ersten Impuls wahrnehmen zu können, der die Teilnehmer an den Punkt gebracht hat, an dem sie stehen.

Nachdem sich alle positioniert haben, sollten einige Positionen abgefragt werden, idealerweise hört man dabei einige gegensätzliche Meinungen, also jeweils eine Person an den Enden der Linie und eine aus der Mitte. Dabei können zusätzlich Diskussionen angeregt werden bzw. abgefragt werden, ob wirklich Stellung bezogen wurde, oder man sich eben gerade nicht positionieren wollte und deswegen in der Mitte steht.

Zwar weist die Übung nicht speziell darauf hin, allerdings sehe ich auch einen großen Wert darin, darauf zu achten, dass jede Person sich neu positioniert je nach Aussage, und keinen „bequemen“ Punkt in der Mitte findet, auf dem die Person sich ausruhen kann. Platzwechsel nach dem Argumenten-Austausch sollten auf jeden Fall gestattet sein, da es auch darum geht, seine Meinung reflektieren zu können.

Zum Schluss sollte man nochmals mit der Gruppe festhalten, was anfangs gelernt wurde und eventuell persönliche Eindrücke darüber sammeln, wie das Gruppenspiel die Meinungsbildung und das Stellungbeziehen verändert hat.

Die Übung ist gerade deshalb ideal für Schulklassen, weil sie mit 50 angegebenen Minuten ungefähr im Rahmen einer Unterrichtsstunde liegt, Zeit kann durchaus bei der Ausführlichkeit oder auch bei der Menge der Aussagen eingespart werden (wobei zweiteres wohl die bessere Option ist, da es gerade darum geht, sich Gedanken zu machen und dann Stellung zu beziehen), außerdem kann man sie in allen Klassen mit leicht zugänglichen Arbeitsmaterialien anwenden.

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