Kompass Übung 20: Gewerkschaftsversammlung

In der Übung „Gewerkschaftsversammlung“ von Kompass wird in einem Planspiel simuliert, dass in einem Betrieb, dem es wirtschaftlich derzeit nicht so gut geht – der aber nicht von Schließung bedroht ist – die Arbeiter*innen und die Arbeitgeber*innen im Konflikt um mögliche Entlassungen, Änderungen an der Bezahlung von Überstunden und Lohnerhöhungen sind. So sollen das Recht auf Versammlungsfreiheit und das Recht auf gewerkschaftliche Organisation, faire Löhne und Arbeitsschutz im Sinne der Menschenrechte thematisiert werden.

In den Materialien zur Übung sind 120 Minuten für die Simulation angesetzt, dies halte ich für sehr optimistisch, um in die Thematik „Gewerkschaften“ einzuführen, das Planspiel umfänglich durchzuführen (Beratungen der Gruppen plus Betriebsversammlung) sowie Auslösung aus der Rolle und Reflexion zu bewältigen. Wie in den begleitenden Materialien erwähnt, sind Gewerkschaften für die wenigsten jungen Menschen von Bedeutung. So benötigt es meiner Meinung nach einer guten Vorbereitung zu den folgenden Punkten: Was ist der Unterschied zwischen Arbeiter*innen und Arbeitgeber*innen? Wer hat welche Rechte? Was ist eine Gewerkschaft und warum gibt es sie? Was ist ein Streik? Was bedeutet es, wenn Arbeiter*innen sich nicht organisieren können?

Soll die Übung in der Schule durchgeführt werden, bietet es sich an, es auf mindestens zwei 90-minütige Blocks aufzuteilen, um durch Vorarbeit bzgl. der obigen Fragen die Lernenden in einem ersten Block mit Vorwissen zu versorgen, welches sie im zweiten Block anwenden. Möglich wäre auch eine fächerübergreifende Thematisierung in Geschichte, Ethik, Politik. So können auch die Ziele der Übung eher erreicht werden: a) Die Rolle der Gewerkschaften verstehen. b) Die Entwicklung von Konsensfähigkeit in Entscheidungsprozessen einzuüben. c) Die Förderung von Partizipation, Verantwortung und Solidarität. (Hier kann auch an das Themenfeld „Argumentieren/Rhetorik“ im Fach Deutsch angesetzt werden, auch ein bilingualer Ansatz wäre möglich, wenn beispielsweise die Geschäftsführung eine andere Sprache spricht…)

Überzeugend finde ich die Idee, sich mit örtlichen (Jugend-) Gewerkschaftsvertreter*innen zusammenzutun und diesen Raum zu geben, ihre Arbeit vorzustellen und den Lernenden Rede und Antwort stehen zu können. Diese könnte nach Vorbereitung und Durchführung ein gelungener Abschluss einer Einheit zu Gewerkschaften sein, in dem die Erfahrungen und Bilder aus dem Planspiel einem Realitätscheck unterworfen werden können.

Insgesamt bin ich von der Idee hinter dem Material überzeugt, würde es für meine Zwecke in einer Realschulklasse oder als Projekt in einer Gemeinschaftsschule allerdings wie angesprochen modifizieren/ergänzen, was auch im Sinne der Erfinder*innen ist.

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