Kompass Übung 19: Gewalt in meinem Leben

In der Übung 19 "Gewalt in meinem Leben" liegt der Fokus auf dem Menschenrecht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit der Person sowie auf den Rechten der Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Hauptsächlich durch gemeinsame Gespräche bietet die Übung Gelegenheit, über eigene Gewalterfahrungen im Alltag zu sprechen. Dies geschieht über Gedanken und Gefühle sowohl als Opfer als auch als Täter/in.

Nach einem Brainstorming zum Thema "Gewalt", bei dem bewusst auch alltägliche Gewaltformen wie Beleidigungen, Rempeleien oder Vandalismus angesprochen werden, sollen sich die Teilnehmenden Gedanken zu Vorfällen machen, in denen ihnen gegenüber jemand gewalttätig wurde, sie sich jemand gegenüber gewalttätig verhielten, und als drittes, in denen sie sahen, wie jemand gewalttätig wurde, aber nicht eingriffen.

Wichtig ist es dann im Anschluss über die Ursachen und Wirkungen der Situationen zu sprechen. In den Auswertungsfragen sollen die Gründe und Ursachen für die Gewaltsituation analysiert, das Verhalten reflektiert und gemeinsam Alternativen für das Handeln gefunden werden. Über den Begriff der Toleranz soll dann am Ende das Gespräch auf die Menschenrechte gelenkt und deutlich gemacht werden, welchen Wert er bei der Förderung dieser hat. Als Empowering-Methode kann dann im Anschluss recherchiert werden, welche Organisationen Gewaltopfer unterstützen und wie diese arbeiten. Zudem kann nachgeschaut werden, welche Organisationen in der Gemeinde sich für Verständnis und Toleranz einsetzen.

An der Methode finde ich positiv, dass sie einen starken Lebensweltbezug hat. Gerade in Schulklassen kann jede Schülerin und jeder Schüler etwas zu diesem Thema beitragen. Auch dass der Fokus nicht nur auf der Opferperspektive liegt, sondern auch angesprochen wird, dass im Prinzip jeder sehr schnell Täter werden kann, finde ich sehr gut.

Allerdings sind auch ein paar Punkte kritisch zu betrachten. Die angesprochenen Themen sind sehr persönlich und es bedarf in jedem Fall einer guten und vertrauensvollen Klassengemeinschaft oder Gruppendynamik. Kennen sich die Teilnehmenden kaum oder herrschen Konflikte in der Gruppe, kann es möglicherweise schwierig sein, dass die Teilnehmenden von ihren persönlichen Erfahrungen berichten. Deswegen finde ich den Alternativvorschlag, eventuell fiktive Gewaltsituationen schauspielerisch zu spielen und im Anschluss zu analysieren, gut.

Zudem kommt bei dieser Übung der Moderationsleitung eine große Verantwortung zu und die Leitung sollte geübt im Führen von Gruppendiskussionen sein. Sie muss zudem gut spontan auf Betroffenheitsgefühle reagieren können und mit möglichen Erinnerungen, die durch diese Übung ausgelöst werden können, adequat umgehen.

Deswegen finde ich es wichtig, dass die Gruppengröße bei dieser Übung nicht mehr als 15 Teilnehmende beträgt, um eine vetrauensvolle Umgebung zu schaffen und gut auf alle Teilnehmenden eingehen zu können. Zudem sollte der Teil des Erlernens von Strategien zum konstruktiven Umgang mit Gewalt nicht vernachlässigt werden, um nicht das Gefühl der Hilflosigkeit entstehen zu lassen.

Insgesamt finde ich es gut und wichtig, sich mit der Wahrnehmung der eigenen Person nicht nur als Opfer von Gewalt, sondern auch als potenzielle/r Täter/in auseinanderzusetzen und mithilfe der Übung Toleranz und Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln.

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