Kompass Übung 15: Ein Schritt nach vorn

Ein Beitrag von Annabell Bühler

Kompass ist ein „Online-Werkzeug zur Menschenrechtsbildung mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen [und] wurde im Rahmen des Jugendprogramms Menschenrechtsbildung des Direktorats für Jugend und Sport im Europarat entwickelt.“ (siehe hier)

Es möchte die Menschenrechte in den Mittelpunkt der Jugendarbeit rücken. Deswegen stellt das Portal zahlreiche, pädagogisch wertvolle Spiele, Tipps und Anregungen zur Verfügung, die in der Schule oder im außerschulischen Bereich mit Jugendlichen durchgeführt werden können.

Besonders ansprechend finde ich das Spiel „Ein Schritt nach vorn“. Es ist für zehn bis dreißig TeilnehmerInnen ausgelegt, was ungefähr einer Klassengröße entspricht, und dauert etwa 60 Minuten. Kompass teilt die Komplexität der Spiele in Stufe eins bis vier ein. Eins ist wenig komplex, Stufe vier sehr komplex. „Ein Schritt nach vorn“ wird in Stufe zwei eingeteilt, wobei man, je nach Klassenstufe, das Niveau verändern kann bzw. muss. Thematisiert werden Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit, Armut und Menschenrechte ganz allgemein.

Die Übung macht den TeilnehmerInnen klar, dass die Chancenverteilung ungleich ist, und verdeutlicht, wie es ist, anders zu sein und nicht zur „Mehrheitsgesellschaft“ zu gehören. Die Materialien sind einfach und kostengünstig zu beschaffen. Man braucht Platz, damit sich die Jugendlichen frei bewegen können, eine entspannte Atmosphäre und Rollenkärtchen, die man sich über die Website herunterladen und ausdrucken kann.

Sobald Ruhe im Raum ist, fängt die Lehrkraft an, die Rollenkärtchen an jede teilnehmende Person zu verteilen. Die Rollenkarte soll jeder/jede noch für sich behalten und hat genügend Zeit, sich die eigene Rolle anzueignen. Dazu liest die Lehrkraft folgende Fragen langsam vor: „Wie war Ihre Kindheit? In was für einem Haus haben Sie gewohnt? Was für Spiele haben Sie gespielt? Was haben Ihre Eltern gearbeitet? Wie sieht Ihr Alltag heute aus? Wo treffen Sie sich mit Ihren Freund/innen? Was machen Sie morgens, nachmittags, abends? Wie sieht Ihr Lebensstil aus? Wo leben Sie? Wie viel verdienen Sie im Monat? Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Was machen Sie in den Ferien? Was finden Sie aufregend und wovor fürchten Sie sich?“

Nun stellen sich die Teilnehmenden in einer geraden Linie auf, die einer Startlinie ähneln soll. Die Lehrkraft liest dann Situationen / Ereignisse (ebenfalls auf der Website zu finden) vor, die die Teilnehmenden entweder mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten können. Wenn die Frage mit „Ja“ zu beantworten war, dürfen die jeweiligen TeilnehmerInnen einen Schritt nach vorne gehen. Am Ende sollen sie sich ihrer Endposition bewusst sein.

Die Nachbereitung und Auswertung darf hierbei nicht zu kurz kommen. Sämtliche Fragen, wie beispielsweise: „Was für ein Gefühl war es, weiterzukommen / zurückzubleiben? Wann haben diejenigen, die häufig einen Schritt nach vorn machten, festgestellt, dass andere nicht so schnell vorwärts kamen wie sie? Hatte jemand irgendwann das Gefühl, dass seine grundlegenden Menschenrechte missachtet wurden? Welche Menschenrechte sind für die einzelnen Rollen jeweils in Gefahr? Kann jemand sagen, dass seine Menschenrechte nicht respektiert wurden oder dass er/sie davon ausgeschlossen war? Welche Schritte müssten als Erstes unternommen werden, um gegen die Ungleichheiten in der Gesellschaft anzugehen?“ müssen gestellt und besprochen werden. Natürlich müssen auch Anregungen der TeilnehmerInnen thematisiert werden.

Das Schöne an diesem Spiel ist, dass es zu verschiedenen Phasen des Unterrichts gespielt werden kann. Sei es, dass man das Thema Menschenrechte gerade erst eingeführt hat oder es abschließen möchte.

Das Spiel als PDF: http://kompass.humanrights.ch/cms/upload/pdf/ch/ue_15_schrittnachvorn.pdf

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